Sie sind hier: Startseite » WORT » DAS BUCH

Wer auch immer was auch immer

Die Menschen sind grausam und dumm, sie führen Kriege, quälen und töten andere Menschen, Insekten und die Wale, in manchen Teilen der Erde essen sie sogar Hunde und Katzen, in den meisten Teilen der Welt die Rinder, Schweine und Hühner, weil sie meinen, ein Recht darauf zu haben so zu leben, indem sie töten und andere verspeisen. Sie holzen den Regenwald ab, bauen Atomkraftwerke, verletzen, zerstören, rauben, morden, verpesten, haben meistens Übergewicht, und machen schlechte Filme und laute Musik.

Die Menschen sind schlecht und fühlen sich ganz gut dabei.

Die Griechen hatten eine schöne Bezeichnung für all jene, die nicht in der Polis, in der Stadt lebten, eben nicht zum Kreis der Auserwählten, gebildeten und guten Menschen gehörten, weil sie eine andere Sprache sprachen, die so wie "barbarbar" klang, also nannten sie diese die "Barbaros", kurz : damals hieß es Politiker gegen Barbaren.
Heute sind die meisten Politiker selbst Barbaren, weil man ihre Sprache nicht mehr richtig versteht und da sich der restliche Teil der Bevölkerung auch nicht gerade aus wirklich zivilisierten Menschen zusammensetzt, merkt keiner mehr den Unterschied, außer am Gehaltszettel.
Eine Welt, in welcher Superman im Rollstuhl landet, David Letterman als sympathisch gilt, jeder Zweite in Australien schon an Hautkrebs erkrankt ist, die Mafia nicht mehr alleine eine Sache der Italiener ist, und ein großer Teil der Weltbevölkerung hungert, während der andere Teil Mozart für den Erfinder einer schokoladeüberzogenen Marzipankugel hält, ist wahrlich nicht die "beste aller möglichen Welten".
Mit Clint Eastwood als Präsident der USA, Al Pacino als seinem Vize und Robert de Niro als Außenminister wäre das alles sicher ganz anders, da würde man wieder zwischen Gut, Böse und Hässlich unterscheiden können, die würden keine feigen Bomben auf Serbien werfen, nein, in einem persönlichen Gespräch würden sie dem Herrn Slobodan ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann und nie mehr wieder würde der sich trauen ....
Immerhin, es gibt genügend schöne Dinge, an denen man sich erfreuen kann. Es gibt Disney-Filme und Disney Land, Disney T-Shirts, Sweatshirts, Mugs und Baseballkappen mit der Aufschrift Disney World oder Euro-Disney.
Speziell für Wiener sind da einige schönen Dinge: das Wiener Schnitzel, der G´spritze und der Mayonnaise Salat, das Burenhäutl, ein Stau auf der Südosttangente (wenn man bei der Maly-Tant eingeladen ist), und die gesundheitsbedingte Frühpension, weil man dann endlich ohne Stress für den Stadtmarathon trainieren kann.
Für eine seltsame kleine Randgruppe der Weltbevölkerung mag vielleicht noch ein Sonnenuntergang am nordischen Meer, die Gioconda, ein Tauchgang am Great Barrier Reef, ein Feuerlauf, das Zirpen der Grillen in den Kitzbühler Bergen zur Sommerzeit, ein Abend in Venedig mit einem Menschen, den man liebt, sowie Form, Farbe und Geschmack der burgenländischen, selbstgepflückten Erdbeere als schön gelten.

Wer auch immer was auch immer für schön und erstrebenswert hält, von Wert ist nur etwas, das man haben will. Und jeder bekommt, was er will.

Der Mensch ist ein Wiederholungstäter, wenn er es einmal geschafft hat, etwas Gutes oder auch Schlechtes zu erleben oder zu bewerkstelligen, drängt es ihn dazu, das Ganze noch einmal zu machen und dann noch einmal und immer wieder, bis es schließlich langweilig wird :
Bezeichnend ist doch die stoische Haltung mancher Massenmörder bei der Gerichtsverhandlung, ohne spürbare Reue schildern sie Ihre Taten und es entsteht der Eindruck, die haben sich nur erwischen lassen, weil ihnen bei ihrer Tätigkeit langsam fad geworden ist.

Alles Schöne, oftmals und immer wieder genossen wird schal und verliert seinen Reiz, damit seinen Wert.

Was tun ? Askese gegen Hedonismus ? Soll man sich eine Zeit lang das Schöne selbst versagen, um es dann um so mehr genießen oder wertschätzen zu können?
Maßvoll sei der Mensch, edel und ... gut der Tropfen. Nippen statt Kippen, Nouvelle Cuisine statt Fast Food, Romantik statt Safer Sex, denn weniger ist mehr. Diese Erkenntnis ist so alt wie die Menschheit, dennoch ist die Menschheit nicht reif genug, um daraus zu lernen, bis auf einige wenige Ausnahmen, wie zB. den indischen Philosophen Swami Abdad Arash Hanaramikikipettle, oder meine zweite Ehefrau, die auch meine Erste war.

Wer auch immer, was auch immer auf Dich zukommt, nimm Dir was Du brauchst.

Nun erhebt sich allerdings die Frage, was braucht man denn nun wirklich zum Leben, vor allem, wenn der Exekutor das Mobilar bis auf den Tisch, das Bett, den Kühlschrank und den Kleiderkasten abholt.
Exekutoren exekutieren immer zuerst Stereoanlagen und Klaviere.
Den Fernseher dürfen sie (Gott-sei-Dank) nicht nehmen, da dieser zu den lebenswichtigen Gütern zählt, denn ohne Fernseher müsste der Mensch wieder lernen, mit anderen Menschen zu kommunizieren und das ist in der heutigen Zeit sehr schwierig, vor allem wenn alle anderen ihren Fernseher noch haben und stumm in diesen hineinstarren.
Man braucht also andere Leute, mit denen man kommunizieren kann, oder Leute, die Fernseher besitzen, vorzugsweise mit einem 150cm Bildschirm.
Vielleicht sollte man noch ein Stück vorher ansetzten : Der Mensch benötigt erst einmal das Bedürfnis, zu kommunizieren.
Dieses Bedürfnis ist beim weiblichen Teil der Weltbevölkerung ausgeprägt vorhanden, darum beschränken wir uns vorerst bei dieser Betrachtung auf den Mann:
Der Mann war immer einsilbig, wenig Zwei- bis Dreisilbiges kam jemals von seinen Lippen :
>Ich, Bier, Prost, Tor, Job, Frau, Nix Sex, Puff, Geld, Bett, Herz, Tschüß<
damit kommt ein Mann im Grunde aus.
Männer, die es in ihrem Leben zur Zweisilbigkeit gebracht haben, erscheinen natürlich weit weniger profan in ihrer Auslebung, ihnen geht es um :
>Ego, G´spritzte, Zum Wohl, Fußball, Büro, Frauen, Bordell, Money, Infarkt
und Seavas<.
Die wahrhaft wortgewaltigen, drei- und mehrsilbigen Männer spannen den weiten Bogen um den Sinn ihres Daseins in Begriffen wie :
>Egomane, Vinothek, Sehr zum Wohle, Europacupfinale, Außenhandelsdefizit, Beziehungskrise, Unterhaltszahlungen, Psychosomatische Beschwerden und
posthume Ovationen<.
Dieser ungeheure Unterschied in der Qualität der Auslebung wird einzig durch das Wort, die Beschreibung durch Worte zustande gebracht.

Somit ist klar geworden, dass das Wort große Macht besitzt.

Es mag beim Leser der Eindruck entstanden sein, dass es ohnehin immer um ein und dasselbe geht und das ist ja auch ganz richtig, nur das Erleben wird qualitativ um vieles besser und angenehmer, wenn man es mit schöneren, besseren oder gelehrten bis unverständlichen Worten beschreibt, durch die Wortwahl können gewöhnliche Erlebnisse und Umstände zu außerordentlichen Begebenheiten werden.
Der geschichtliche Hintergrund ist evident, man muss sich nur vor Augen halten, dass speziell der Mann immer schon unter kommunikativem Leistungsdruck stand :
Wenn einer unserer männlichen Vorfahren, sagen wir so ein Neolithiker, von der Jagd nach Hause kam, erwartete sich die Daheimgebliebene Kurzweil durch Erzählungen über die Welt da draußen.
Die Wahrheit, dass der große Jäger tagsüber einfach nur mit seinen Freunden irgendwo herumgehangen ist, war schlichtweg nicht aufregend und unterhaltend genug. Daher musste der Mann, wollte er im Existenzkampf gegen seine unzufriedene und misstrauische Frau überleben, immer neue Worte erfinden, um ausreichend zu beschreiben, was er im Grunde gar nicht erlebt hatte. Daraus entwickelte sich später, wie man weiß, die Unterhaltungsindustrie.
Nun ist es nicht verwunderlich, dass nach geschätzt vier- bis fünfzehntausend Jahren verbaler Evolution und "G´schicht`ldruckerei", der männlichen Rasse langsam der "Schmäh" ausgeht.
Gleichzeitig entwickelte sich die Kommunikation der weiblichen Bevölkerung diametral entgegengesetzt dazu in eine (erwartungsgemäß) realitätsbezogene und durchaus bodenständige Form des Informationsaustausches : weibliche Wesen können stundenlang miteinander telefonieren und sich bis ins letzte Detail über so wichtige Dinge wie Figurkorrektur, Tupperware Partys, Gerüchte über den neuen Freund der Freundin eines Freundes, und die Unzulänglichkeiten des jeweiligen Partners unterhalten.
Das können, und das tun Männer nicht untereinander, und so mag manch ein Männerabend wie Fronturlaub anmuten, wenn die Krieger sich gegenseitig unter den Tisch trinken.
Richtige Männer brauchen eben keine Frauen.

Stammtische sind bevölkert von Männern, deren Frauen zu wenig Verständnis für die Machtlosigkeit der männlichen Rasse gegenüber der natürlichen Überlegenheit der weiblichen Rasse haben.

Frauen sind Männern alleine dadurch überlegen, dass sie nicht wirklich vom Trieb geleitet werden. Jeder gesunde, normale Mann wird sich jederzeit zum kompletten Idioten machen, um die Liebe einer Frau zu gewinnen (oder um ganz einfach mit ihr ins Bett zu springen), bei Frauen zählt etwas ganz anderes als der Trieb: Gefühl mit Kalkül.

Die Erfüllung für Frauen ist wohl, die Seelenverwandtschaft, den Soulmate, die Dualseele zu finden, zumindest jedoch jemand, der Geld und Blumen nach Hause bringt, sich um die Reparaturen in der Wohnung kümmert , die Telefonrechnung bezahlt und den Abwasch erledigt.

Auch wenn die Menschheit immer in zwei Lager gespalten sein wird, die Träumer und die Realisten, die Konservativen und Revolutionäre, Frauen und Männer, Bier- und Weintrinker, Grüne und Umweltverschmutzer, Fans von Jaques Brel oder Karl Moik, so kann es doch nur eine Antwort, eine Lösung der Diskrepanz geben,

Integration durch Integrität.

Bevor man sich an die andere Seite, und die andere Seite ist immer die, bei der man gerade nicht mitspielt, bevor man sich also an die andere Seite heranmacht, um sich dort, oder diese in sich zu integrieren, muss man zuerst integer werden. Dabei hilft Lernen, Inhalieren von Informationen und die alte indonesische Weisheit :

Nichts ist so dumm, als dass Du es nicht versuchen könntest und durch den Versuch noch dümmer wirst.