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Die Dinge des Lebens

Die Floskel, die "Dinge des Lebens" begegnet uns als literarische Umschreibung von jenen Bestandteilen unserer Existenz, die, behaftet mit einem Hauch von Unabwendbarkeit, als Umstände, Gegebenheiten gesehen werden, mit denen wir uns auseinandersetzen, manchmal abfinden müssen, Bausteine der Realität, Sehnsüchte und Bedürfnisse.
Sehr oft wird das Leben selbst personifiziert und dafür verantwortlich gemacht, was uns widerfährt: das Schicksal schlägt zu oder meint es gut mit uns, etc.
Wodurch sind diese Dinge bestimmt :
Wohlwollen - Missgunst
Zuneigung - Abneigung
Wärme - Kälte
Scotch - Bourbon
Verständnis - An-einander-vorbeireden
Liebe - Hassgefühle
Beethoven - Hip-Hop
Gemeinsamkeiten - Egoismus
Hochachtung - Erniedrigung
Hilfe leere - Versprechungen
Nüchternheit - Droge
Beständigkeit - Unzuverlässigkeit
Aufopferung - Selbstgenügsamkeit
Fleiß und Einsatz - Faulheit und Trägheit
Tiefgründigkeit - Oberflächlichkeit
Wissen - Glaube
Selbstachtung - Selbstmitleid
Spontanität festgefahrene - Verhaltensweisen
Nichtraucher - sein kein Feuer haben
Erfolg - Versagen
Schönheit - Unbedeutsamkeit
Freude - Lethargie
Yin - Yang
oder umgekehrt
Diese Aufzählung stellt nur eine kleine Liste der Möglichkeiten jedes Einzelnen für sich selbst und gegenüber anderen im großen Spiel der Existenz dar.
Da wir das solipsistische Modell bei diesen Betrachtungen auslassen wollen, steht der Mensch, wie man weiß, in stetiger Interaktion mit anderen Menschen, und nimmt somit, in der Gesamtheit, an einem dissipativen System teil.
Ein dissipatives System kann man am besten beschreiben mit dem Wasserstrudel, der sich bildet, wenn man den Stöpsel aus dem Abfluss der Badewanne entfernt, um das Wasser abfließen zu lassen: irgendwie sieht das ganze aus wie ein Körper, eine Einheit.
Dennoch besteht das Wasser für den dumpfen Menschen vorerst als Flüssigkeit, also als nichts Greifbares, es hat normalerweise keine Form, daher ist der Mensch unendlich beeindruckt, wenn er am Strand von Jesolo eine Wellenform mit Schaumkrone sieht, oder, in Ermangelung der finanziellen Mitteln, nach Jesolo zu fahren, sich mit dem Wasserstrudel einer auslaufenden Badewanne begnügt. Das System beinhaltet, so weiß man spätestens seit Demokrit, unendlich viele kleine Teilchen, solche Viecherln, die alle da in einer Strömung mitgerissen werden, teilhaben und teilnehmen an einer Struktur, die zwar chaotisch anmutet, aber dennoch Gesetzmäßigkeiten folgt.
Nun ist die Betrachtung des abfließenden Badewassers meistens nicht dazu geeignet, die eigentliche Erkenntnis in eine euphorische Gefühlssituation einzubetten, welche nötig ist, um ein "Heureka" oder zumindest "Na Seavas" hervorzubringen, vielmehr vermittelt das strudelähnliche Wasser den Eindruck, dass da irgendetwas vorgeht, abgeht, wegfließt, was wir nicht im Griff haben.
Der Wiener sitzt schließlich in der ausgelaufenen Badewanne und beginnt, seine Beobachtung des Strudels mit anderen Beobachtungen zu assoziieren: Apfelstrudel, Topfenstrudel, Nussstrudel, etc.
Erst, wenn er das Fremdwörterlexikon aufschlägt, begegnet er den Worten, die ihm die Möglichkeit einräumen, das Erlebte und Beobachtete in Worte zu kleiden, wobei dann meistens die Geschichte endet, weil der Mensch mit diesen Worten Anklang bei Mitmenschen findet und somit aufhört, über das Erlebte nachzudenken.
Das System (System, griechisch/lateinisch: „Zusammenstellung, das Prinzip, eine Ordnung, wonach etwas organisiert wird“) ist ganz einfach da und außerdem wird klar, dass niemand sich am Duden geistig empor ranken können wird, solange Fremdwörter mit anderen Fremdwörtern erklärt werden.
Um das abzuschließen: von diesem System des Lebensstrudels sind weder Anfang noch Ende, Zweck oder Sinn bekannt, es kann nur erahnt, in Modellen zum Teil sogar beschrieben, jedoch nicht als solches vollständig bewiesen oder erklärt werden
Um die Dinge des Lebens herauszufinden und zu lernen, damit umzugehen, dazu sind wir da - klar.
Was die Menschen bis dato herausgefunden haben, ist eine Vielzahl von Fakten und Details, die eine Struktur ersichtlich machen, der man sich von vielen Seiten nähern kann,.
Die Vielfalt jedoch verbirgt das Geheimnis, welches hinter dieser Ansammlung von Momentaufnahmen und Betrachtungsweisen steckt , erkennbar im Gesetz der Symmetrie: die Dualität.
Im zwischenmenschlichen Bereich zeigt sich der wunderschöne Bauplan des Universums in der Unterscheidung zwischen Frau und Mann .
Einem großen Teil der Menschheitsgeschichte darf beruhigt die Auseinandersetzung mit dieser speziellen Form der Dualität zu Grunde gelegt werden, viele Menschen werden in dem "ewigen Kampf der Geschlechter" sogar die Dynamik für die Weiterentwicklung der gesamten Menschenrasse sehen, ganze Heere von streitsüchtigen Männern durften sich schon wegen schöner Frauen die Schädel einschlagen, die unterhaltsameren Stücke der Weltliteratur leben fast ausschließlich von der Spannung zwischen den Liebenden und Geliebten, selbst in den abstraktesten Machwerken der moderneren Epoche findet man, wenn man tief genug kratzt, den Grund, warum ein frustrierter Geist bewusst schockieren will : er fühlt sich einfach ungeliebt.
Die Interaktion Frau-Mann, Mann-Frau ist etwas sehr Persönliches, Eigenständiges und Eigenartiges, das steht fest.
Jeder einzelne sollte versuchen, soviel vom anderen zu bekommen, wie dieser bereit ist, zu geben. Natürlich auch noch mehr, wenn das geht ...
Im immerwährenden Austausch von Gedanken und in der Art und Qualität der Kommunikation liegt der Grundstein zu einer Verbindung, die sich positiv auf die Entwicklung der Menschen auswirkt.
Eine Verbindung führt über die Zeit eine Bindung herbei, mit dieser muss man lernen, umzugehen.
Obwohl Menschen durch viele Dinge an einander GEbunden sein können (Phantastereien, verliebt sein, Schwärmen, Aktien, Wertpapiere und Leichen im Keller), so sind sie doch nur durch Gemeinsamkeiten schicksalhaft VERbunden. Im Falle sie die Verbindung ausleben wollen, heißt das, Platz für den Anderen im eigenen Leben zu schaffen :
Die Intimität spielt hier eine große Rolle, der Freiraum, der aufgegeben werden muss, um in Verbindung mit dem Anderen ein größeres Gefühl zu erleben.
Das Innerste preiszugeben bedeutet zuerst einen großen Vertrauensvorschuss, denn Vertrauen kann sich nur wieder auf ein Gefühl, bestenfalls auf gute Erfahrungen in Bereichen begründen, die weniger intim waren, wenn Menschen einander gerade kennen lernen.
Die Ratio schafft daher Räume, in welchen der Mensch intim werden kann, ohne seine WIRKLICHE Intimsphäre preiszugeben - wohlgemerkt, das sind keine unüblichen Verhaltensstrukturen, vielmehr eine Vorstellung davon, wie es laufen sollte.
So mag es für sehr viele Menschen, gleich welchen Geschlechts, ganz natürlich sein, zuerst einmal mit einem anderen ins Bett zu gehen, um ihn dann erst kennen und lieben zu lernen:
Der Sex wird herausgehoben und getrennt gesehen von der Einheit, die im Prinzip angestrebt wird. Es gibt dann Lust und Befriedigung. Die Lust erhält rein körperlichen Charakter und wird vom Seelischen befreit, damit es später keine Gewissenskonflikte gibt.
Wer diese Aufteilung nicht beherrscht (und es ist zweifelhaft, ob sie überhaupt jemand beherrscht), öffnet sich entweder gleich in kurzer Zeit und präsentiert sein Innerstes, in der Erwartung, dass es angenommen und positiv erlebt wird (was in vielen Fällen sehr rasch zu Enttäuschungen führen kann) oder aber er lebt in der Vorstellung, zwischen seelischen und körperlichen Erlebnissen einfach umschalten zu können, ohne je wirklich im Innersten berührt zu werden, betrügt sich selbst dadurch um eines der schönsten Erlebnisse und bleibt im Endeffekt einsam.
Gut, einsam bedeutet nicht unbedingt, dass er alleine ist, er hat dann vielleicht den Sex, den Spaß an der Freude, ein Leben voller Leidenschaft, ist erfolgreich, stirbt mit einem Lächeln auf den Lippen und haucht noch: ich habe mein Leben gelebt ... aber wer will das schon.
Auf jeden Fall ergibt es Sinn, dem reinen Lustprinzip das Streben nach Erfüllung und "Einswerden" entgegenzusetzen, denn die sexuelle Freiheit, die zwar eine der bewundernswertesten Errungenschaften der menschlichen Gesellschaft darstellt, wird nun mal zu leicht zur Promiskuität, zur bedauernswerten Wiederholung ein und desselben Dramas, einzig und allein durch die mangelnde Reife der Menschen.
Es zeigt sich die Reife eines Menschen daran, ob er verkraftet,
• dass eine große Anstrengung dazu gehört, zu lieben und geliebt zu werden,
• dass nichts von Dauer ist,
• dass Höhen und Tiefen dazugehören,
• dass Zahnpastatuben von verschiedenen Leuten auf verschiedene Arten
ausgequetscht werden.
Wenn nun ein Mensch diese Reife hat, benötigt er nur noch einen zweiten Menschen, womöglich anderen Geschlechts (je nach Veranlagung), den er
• attraktiv findet (ohne das geht gar nichts)
• mit dem er sich wohlfühlt
• dessen Eigenarten ihm nicht auf die Nerven gehen,
• und der das Gleiche auch für ihn empfindet.
Unmöglich ? Zumindest statistisch unwahrscheinlich, denn die Statistik stellt der Reife der Menschen kein gutes Zeugnis aus, also heißt es : wachsen !
Wir stehen am Rande einer neuen Aera, und immer noch wird Krieg geführt.
Der Grund dafür mag sein, dass CNN sonst nichts zu berichten hätte, dennoch :
Technische Entwicklungen ermöglichen den Blick an den Rand des Universums einerseits, und die Einsicht in die Grenze zwischen Wissenschaft und Magie andererseits, doch gleichzeitig wird keine Alternative zum umweltvernichtenden Wuchern der Industrie, zu den Ballungszentren mit Verkehrschaos, Vernichtung und Raubbau, durchgesetzt.
Gut, es gibt Greenpeace, World Vision, den WWF und die Umweltabteilungen der Erdölkonzerne, die schöne Broschüren drucken, um die letzten unberührten Plätze der Erde wenigstens auf einer Photographie zu erhalten.
Ja, die Menschheit ist in ihrer Entwicklung wirklich sehr weit gekommen, aber der Gedanke an die Technologie des Space Shuttle hilft einem nicht über die Verzweiflung hinweg, wenn die Klospülung versagt.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass in diesem verzweifelten Szenario viele verzweifelte Menschen leben, die verzweifelt versuchen Schritt zu halten mit den Anforderungen, die ein Leben in einer derart komplexen Umwelt mit sich bringt : die Wortschöpfung "Großstadt-Dschungel" umschreibt sehr schön den Alltag, mit dem sich ein "normaler" Mensch heute konfrontiert sieht, einem Kampf ums Überleben, überleben als Individuum.
Wer diesen weiten Bogen spannt, ausgehend von der ersten Auflistung von Begriffen am Anfang dieses Kapitels, wird spätestens hier weitere Aspekte hinzufügen :
Gemütlichkeit - Hektik, Stress
Selbstfindung - Arbeiten
Verdi - Techno
Genuss - Verzicht
Status - kein Mercedes
Macht - nicht ernst genommen werden
Gewinn - Verlust
Die Times - Täglich Alles
Sex - Masturbation oder Kloster
(oder Masturbation im Kloster)
Man kann es zum Beispiel einem Amerikaner nicht verdenken, dass er Richard Strauß für den Walzerkönig hält, Michelangelo nur als einen der Hero Turtles kennt, wenn er aus New Jersey noch nie herausgekommen ist, also einem anderen Kultur- oder Dunstkreis angehört. Auch wird keiner den Amerikanern einen "Strick daraus drehen" dass sie 1976 ihre armseligen 200 Jahre des Bestehens gefeiert haben, wo wir Wiener hier doch schon seit 200 Jahren Abonnements fürs Burgtheater haben, und nicht hingehen - Nein !
Die Dinge des Lebens bleiben überall gleich (Mainstream, mit kleinen lokalen Änderungen).
In jeder Kultur gibt es die "Dinge des Lebens", deswegen kann man es als gegeben hinnehmen, dass sie von der Kultur unabhängig existieren .
In dem Bewusstsein, dass man mit seiner physischen Umringtheit und psychischen Einsamkeit nicht allein auf dieser Welt ist, stellt sich die Frage, wie der Umgang mit den "Dingen des Lebens" zu gestalten sei :
Die fernöstliche Philosophie lehrt uns, aus der Mitte zu leben. Der westliche Mensch (vor allem der männliche) trägt dieser Lehre Rechnung, indem er mit fortgeschrittenem Alter an seinem Körper deutliche Ausbuchtungen um die Mitte zeigt.
Wie viele Menschen haben schon Hermann Hesse zitiert, ohne diesen Typen überhaupt zu kennen ?
"Der Weg ist das Ziel", sagen sie brav und verstecken die Frustration in der Schublade unter den unbezahlten Rechnungen. Erst durch Erkenntnisse wird der Weg bewusster gegangen, jede Erkenntnis bedeutet einen Meilenstein im Lernprozess und plötzlich sieht sich der Getriebene nicht mehr als Spielball seiner Umwelt, sondern nimmt aktiv Teil daran, seinen Weg zu gehen, er lernt, mit sich und der Umwelt umzugehen.
Diese Erkenntnisse kann der Mensch heute viel leichter gewinnen, als beispielsweise im Mittelalter:
Heute geht man in ein Bewusstseinserweiterungsseminar oder lässt irgendeinen seiner Mitarbeiter daran teilnehmen, während man selbst Golf spielt, oder sich mit einem schönen weiblichen/männlichen Wesen anderweitig vergnügt.
Was war im Mittelalter ?
Kein Golf. Keine Seminare. Gut, es gab vielleicht auch weniger Stress, keine kleinen garstigen Telefone, oder kleine garstige Anwälte, aber zumindest war das Mittelalter doch geprägt von Dummheit, besser : einem aus heutiger Sicht deprimierenden Mangel an Information, was rasch als Dummheit ausgelegt werden kann.
Es war damals sicher ziemlich langweilig (ohne Kino und Fernsehen) und vor allem der Umgang mit anderen Menschen war äußerst rüde, verglichen mit heute, wenn man einmal von einigen Teilen New Yorks, der Leopoldstadt und Peking absieht.
Umgehen und Umgang, Worte die zu erläutern sind:
„Umgehen“ mit etwas bedeutet doch, sich mit einer Sache zu beschäftigen, sie zu erkennen und dann damit etwas zu machen - das Wort "Umgehen" braucht also noch eine Wertigkeit, zB. gut oder schlecht mit etwas umgehen. Etwas "handeln" (sprich: händeln) sagt man im Englischen, wobei das altehrwürdige deutsche Wort "handeln" in der Übersetzung "act" lautet, was wiederum vom lateinischen "actio" herkommt.
Verwirrend.
Actio est Reactio, wie du die Menschen "händelst", wie du mit Ihnen umgehst, so werden sie mit dir umgehen, "wie man in den Wald ..." usw., kennt man.
Der Umgang wird im Sprachgebrauch assoziiert mit "den Leuten, mit denen Du zusammenkommst", also kommunizierst. Auch hier zählt guter und schlechter Umgang, also die Qualität, aber eben die erlebte, passive Form, es passiert Dir etwas.
Umgang - man geht mit dir um.
Dass Du es tust und vor allem aber, wie Du es tust - das zählt, qualitativ gemessen an den Normen, welche gerade gelten.
Die Normen sind leider sehr spezifisch, weil zB. der Intellekt eines Menschen kein Garant dafür ist, dass er als sympathisch empfunden wird : ein Autoverkäufer, der zwar Baudelaire nicht kennt, aber dafür fesch und witzig ist, erscheint der angehenden Schwiegermutter eben mehr wert, als der krause Philosoph, der mit seinen zwar gescheiten, jedoch wenig unterhaltsamen Worten weder Verständnis noch Wohlwollen erwarten sollte, vor allem dann nicht, wenn er mit seiner Philosophie kein Geld verdient.
Liegt es am Umgang, der Kultur, den Genen, Schicksal, Karma, Kismet, oder nur an der Stimmung des Chefredakteurs der Bild Zeitung ?
Ist die Sprache der Ursprung ?
NLP Anhänger werden freudig nicken, Sprachwissenschaftler verweisen auf die Bedeutungen, die früheren Inhalte von Worten und Wörtern, jedem ist klar, dass die Sprache der wesentliche Teil dessen ist, wie man sich "transportiert".
Qualität der Sprache in der Kommunikation.
Bedeutungen und Nuancen, feinste Gewichtungen, Betonung, Akribie in der Auswahl, Dichtung, Worte und Wörter als Träger einer Information.
Umgehen mit anderen Menschen wird vor allem durch die Sprache bestimmt.
Der zur Verfügung stehende Wortschatz in der jeweiligen Sprache ist ausschlaggebend und dessen effektiver Einsatz :
Ist der Wortschatz gering - geringes Erlebnisspektrum.
Ist der Wortschatz zwar da, aber wird nicht richtig eingesetzt gibt es Missverständnisse.
Adäquat kommunizieren kann der Mensch nur mit jenen, deren Sprache er spricht.
Voraussetzung: willst du kommunizieren, lerne dich auszudrücken. Ist der Mensch in der Lage, sich gut auszudrücken, wird er daran arbeiten müssen, spezifisch verständlich zu sein - genau für jene, mit denen er kommunizieren will.
Vermag ein Mensch sich auszudrücken, sich mitzuteilen, dann hat er den ersten Schritt zur Gemeinsamkeit getan, er wird attraktiv, eine Attraktion für den Anderen.
Die Attraktion ist die Initialzündung, es folgt der Versuch, vom anderen etwas "erfüllt" zu bekommen - Eroberung und Hingabe im Wechselspiel des weiblichen und des männlichen Prinzips, beide in jedem Menschen vorhanden, beide agierend und reagierend, bewusst und unbewusst.
Lässt das Interesse durch den Habituationseffekt mit der Zeit nach, so braucht die Verbindung neue Attraktionen.
Das heißt also, dass sich die Beteiligten auch mit sich selbst beschäftigen und stetig weiterentwickeln müssen, ohne den anderen über die Entwicklungen im Unklaren zu lassen, ein Prozess, der ständiger Kommunikation bedarf.
Kennen lernen kann somit ein Leben lang dauern, wenn es genügend Raum gibt für die Menschen, sich zu entwickeln.
Solange der Grundsatz einer Verbindung nicht in Frage gestellt wird und in der Folge verloren geht, kann durch das Geschenk der Zuneigung und liebevollen Beschäftigung mit dem Anderen ein großer Teil der Schwankungen, denen die Menschen in ihrem Lebensprozess unterworfen wind, aufgefangen, gemindert, miterlebt und verarbeitet werden.
Will man der abnehmenden Enthalpie in einer Beziehung entgegenwirken, sollten die Wertigkeiten zwischen den Partnern von Anfang an festgelegt werden, was natürlich nicht sehr leicht ist, denn wer weiß zB. wirklich, was Liebe bedeutet - die Sprache ist leider das einzige Vehikel, um mit den eigenen Vorstellungen zum anderen zu gelangen.
Tief drin im Unbewussten ahnt der Mensch, dass es einen Ausweg aus der Dualität gibt, eben durch die Verbindung mit dem anderen Menschen : das Gefühl des "Einswerdens/-seins", selbst wenn nur momentan erlebt, führt zum höheren Bewusstsein - Verschmelzung, Ganzheitserlebnis, Erfüllung, Trost, Hingabe, Assimilation - die Einheit:
Eine Eheschließung ist somit wie die Gründung einer gemeinsamen Firma mit dem erklärten Unternehmensziel, diese Einheit zu bilden, um die Erfüllung zu erreichen, also glücklich zu werden.
Die gemeinsame Firma führt naturgemäß der Gescheitere, der andere fühlt sich dann oft als der Gescheiterte.
Wird das Unternehmensziel nicht erreicht, werden zwei Ausgleichsverwalter eingesetzt, die weiterstreiten und der Anschlusskonkurs lässt nicht lange auf sich warten.
Manche gescheiter(t)en Ehepaare gründen dann eine Auffanggesellschaft, um zumindest die Konkursmasse zu retten.
Mehr und mehr Verbindungen werden ein- oder beidseitig aufgelöst, weil der Sinn und Zweck nicht mehr erkannt wird, oder es wird erkannt, dass es von vornherein gar keinen Sinn und Zweck gegeben hat, außer dem Trieb nachzugeben.
Die Art der Auflösung ist eine Frage des Stils. Dies muss hier nicht näher erörtert werden, denn über dieses Thema gibt es einen Haufen Fachliteratur, von der "Sanften Scheidung" bis hin zu "How to kill your wife and get away with it" von OJ Simpson.
Nicht aufgelöst wird dabei die Dualität und Symmetrie als Struktur unseres Erlebnisraumes :
Anfang - Ende
Gut - Böse
Schön - Hässlich
Leben - Sterben
Spannend - Langweilig
Du - Ich
Schwarz - Weiß
nüchtern - voll besoffen
Dazwischen liegt natürlich das gesamte Spektrum chaotischer Formen, Farben, Töne und Gefühle.
Die Dinge des Lebens haben alle damit zu tun, die Erfüllung zu finden, die Erfüllung ist Selbstverwirklichung.
Sich selbst kann man nur wirklich werden lassen, wenn man
A) sich selbst und
B) einem anderen wirklich wichtig ist.
Einem anderen kann man nur wirklich wichtig sein, wenn man überhaupt
wichtig ist.
Das ist der Grund, warum sich so viele Leute wichtig machen.
Denn eines ist eine unumstößliche Tatsache :
Jeder will geliebt werden.
Menschen mit Bewusstseinsspaltung, die sich selbst lieben, haben es hier natürlich einfacher ...