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Johnnie Walker geht ...

... Crapula kommt !

Spiritualität und Spirituosen haben nicht nur den gleichen Wortstamm, sie sind ebenso Verwandte wie Zeitgeist und Himbeergeist.
Kaum eine Substanz hat die Menschen so beeinflusst, wie der Alkohol, denn gebechert und getschechert wurde und wird zu jeder Zeit und an jedem Ort. Und wenn einer behauptet, er trinke nur des Geschmackes wegen, lügt er :
Es geht und ging immer um den Rausch, den Schwips, den ordentlichen Fetzen.
Einen solchen organisieren sich manchmal sogar unsere Freunde aus dem Tierreich, unvergessen dürfte jedem die Szene aus einem Disneyfilm sein, in welchem die Tiere des Urwalds gegorene Früchte genießen, obwohl sie, oder gerade weil sie genau wissen, dass es Ihre Birne weich macht. Die Symptome des Alkohols sind dann ganz ähnlich, wie bei den Menschen, man sieht Schimpansen, die "fürchterlich Gas geben", Elefanten, die "ausflippen", Giraffen, die "mit ihren Beinen stricken" und am nächsten Morgen finden sich alle in einträchtiger Katersituation wieder zusammen : natürliche Feinde, der Löwe und die Gazelle, der Affe und die Hyäne, einmal im Jahr nach durchzechter Nacht friedlich vereint, um an der Wasserstelle ihren Brand zu löschen. Um jetzt den anderen zu jagen und umzubringen hat man zuviel Kopfschmerzen, nur nicht zu schnell bewegen, am besten, man geht gleich wieder schlafen.
Sind Alkoholkonsumenten friedlicher ?
Meistens nein, denn der Alkohol hat die Tendenz, die Sinne zu verwirren, Hemmschwellen aufzuheben und das führt bei tendenziös aggressiven Genossen nun mal dazu, dass sie noch verwirrter und reichlich aggressiv werden (Moskau,
Moskau, Russland bist du schönes Land, wirf die Gläser an die Wand).
In erster Linie gilt der Alkohol allgemein als Entspannungsdroge, wahrscheinlich deswegen, weil man nach reichlichem Genuss im komatösen Zustand einen sehr entspannten Eindruck macht.
Sehr entspannend kann auch sein, wenn man nach dem sechsten Viertel den Tunnelblick bekommt und damit automatisch dem sinnlosen Small Talk anderer nicht mehr zuhören muss, in manchen Situationen mag es daher notwendig erscheinen, innere Anspannungen durch ein Gläschen Cognac aufzulösen, oder durch eine ganze Flasche, je nach Anlass (Rezept zum Überdauern von Familienfeiern : 16 G´spritzte und 5 doppelte Obstler).
Natürlich bleibt die Rechnung nicht aus, denn sowohl der Alkohol als auch sein Genuss sind nicht gratis. Die Kosten des Alkohols in Bezug zur Art und Quantität sind regional unterschiedlich, so mag man für einen ordentlichen Rausch in Moss (Norwegen) unbedingt das vier- bis fünffache Budget vorsehen, als zB. beim Heurigen in Stammersdorf (Österreich). Der Heurige setzt wieder um das drei- bis vierfache mehr um bei gleichem Produktangebot, wie ein tschechisches Beisl in der Nähe von Litovel.
Dem Alkoholiker sei daher anzuraten, einen hochdotierten Job in Norwegen anzunehmen und seinen Durst in der Böhmei zu stillen.
Eines bleibt kostenmäßig immer gleich, abhängig von der Quantität :
Crapula, landläufig besser bekannt als "Kater" oder "Katzenjammer".
Alles, was übermäßig gemacht wird, erhält seinen Ausgleich, beim Alkohol ist dies der "Kater" oder schlussendlich der Tod.
Crapulogen erforschen die medizinisch- chemischen Ursachen der Symptome eines Katers: Nausea, Vertigo und pulsierende Cephalgie, nämlich Übelkeit, Schwindel und jenes hämmernde Kopfweh, das für einen Zecher zumeist beim Erwachen einsetzt, respektive er sich erst im Wachzustand dessen bewusst wird.
Je nach Konsistenz des Getränks und Konstitution des Testtrinkers, lähmt der Alkohol sowohl Teile des Sprachzentrums (Johlen und Lallen), hebt die Schmerzgrenze (no seavas, wo hob I den Dippel her), lässt Hemmschwellen aller Art verschwinden, so dass Furcht vor Verletzungen, dem Chef, der Gattin oder anderer Obrigkeit durch ungeahnte Courage ersetzt werden, mit einem Wort : der Verstand empfiehlt sich mit "dem Ausdruck vorzüglicher Missachtung" und das innerliche Chaos kann sich endlich ungehindert entfalten.
Nachdem der Verstand erfolgreich zugeschüttet wurde, melden sich von dort auch keine guten Gründe mehr, von der weiteren Zuführung alkoholischer Getränke abzusehen. Die Natur hat hier in ihrer unendlichen Weisheit eine andere Bremse eingebaut: bevor sich der Mensch durch immer weiteres Nachleeren an nur einem Abend vernichten kann, reagiert der Körper mit wesentlichen Warnsignalen. Störungen des Gleichgewichtssinnes zwirbeln den Leistungstrinker zunächst vom Barhocker.
Diese jähe Zäsur einer im Grunde besinnlichen Tätigkeit bewirkt, zumindest bei Anfängern, einen Zwang zum Beibehalten der liegenden Position - selbst der härteste Kneipenboden fühlt sich nach 26 doppelten Scotch wie ein Daunenbett an.
Übelkeit kommt im Allgemeinen dadurch, dass sich der Raum dann wie ein Ringelspiel zu drehen beginnt. Bei den Versuchen hilfreicher Anwesender, den Alkoholisierten aufzuheben, wird diesem vollends schlecht und der Mageninhalt will nach oben.
Nur die Härtesten kehren dann, nach neuerlicher Begegnung mit dem Abendessen, wieder an den Tresen zurück, um sich noch einen Night-Cap zu genehmigen.
Wie überall anders auch gilt hier : Übung macht den Meister.
Bei den Profis unterscheidet die Wissenschaft in mehrere Leistungsklassen, wir wollen hier nur den Gamma- und Deltatrinker näher betrachten, da diese Formen des Alkoholismus die Begehrtesten zu sein scheinen.
Der Gammatrinker hält seinen Alkoholspiegel peinlichst genau bei zumindest zwei bis zwanzig Promille, trinkt "auf Durst" seinen G´spritzten oder das Bier, genießt zum Essen sein "Glaserl Wein" und gönnt seiner Peristaltik jeden Schnaps zur Verdauungshilfe. Am Abend wird es dann endlich gemütlich, wenn man mit Freunden ein bisserl was trinkt, oder beim Fernsehen sich die nötige Bettschwere holt (Mama, mei Bier).
Ganz anders der Deltatrinker, auch Quartalsäufer.
Montag bis Donnerstag mag uns der Deltatrinker sogar als Gesundheits Apostel begegnen, vor allem Montags ernährt er sich, wenn überhaupt, fast ausschließlich von gesunden Sachen wie Wasser, Ascorbin Säure, Multibionta, Supradyn und Vitamin E.
Am Dienstag und Mittwoch benimmt sich der Deltatrinker fast wie ein normaler Mensch, maßvoll, genügsam und ohne auffällig wirken zu wollen trinkt er vielleicht einen G´spritzten, wenn es die Situation erfordert. Der Donnerstag, als letzter "ganzer" Tag der Woche (merke: bei Mitarbeitern der Industrie) bringt Stress, denn einerseits muss man jene Dinge aufarbeiten, die Mo-Mi liegengeblieben ist, andererseits bereitet man sich darauf vor, dass der Freitag schon um 13:00 Uhr vorbei sein wird, allerdings nur, wenn man nachweisen kann, dass dies auch vom erledigten Pensum her nachvollziehbar ist.
Nach solcher Anspannung genehmigt man sich gerne einen Drink.
Manchmal werden es auch mehrere und der Freitag, der für den "Nine-to-Fiver" ohnehin nur vier Stunden hat, fällt als Arbeitstag aus (Was soll´s, geh ich halt am Samstag in die Firma).
Viele Menschen können sich ihre Arbeitszeit nicht so gut einteilen, daher halten sie sich am Donnerstag beim Nobelheurigen noch bedeckt oder gehen gar nicht weg, am Freitag allerdings wird zugeschlagen.
Ob nun der Vollrausch am Donnerstag, am Freitag oder am Samstag stattfindet, er wird bereut. Der folgende Tag ist kaputt, die "Hypophyse spielt das Lied vom Tod", wie es die EAV so treffend formulierte, und man nimmt sich vor, nie mehr im Leben so viel durcheinander zu trinken, nein.
Der Sonntag ist der Tag der Einkehr, allerdings nicht in Lokale, sondern in sich selbst : "am Montag beginnt ein neues Leben", sagt sich der Deltatrinker, "ein gesundes Leben mit Vitamin C, Wasser, Abnehmen,..." etc.
Viele Ärzte meinen, dass die Lebensweise des Deltatrinkers "gesünder" wäre, da dem Körper die Möglichkeit zur Regeneration gegeben wird, regenerieren können sich allerdings nicht die Millionen von Gehirnzellen, die bei einem Vollrausch ihren Hut nehmen und für immer "Prost und Lebe wohl" sagen.
Das Erinnerungsvermögen, die Entscheidungsfähigkeit, die Konzentration genauso wie der rasche Überblick über Situationen, alles lässt mit der Zeit nach und bevor die Leberzirrhose die Reinigung des Körpers unmöglich macht, ist der Geist bereits derart vernebelt, dass ein intakter Körper für diese Art von Bewusstsein als Verschwendung erscheinen würde.
Das langsame Absterben der Sinne und Organe durch Einfluss des Alkohols kündigt sich schon in den ersten Jahren des Raubbaus an :
Schlechte Haut, großporig, schwammig, schlechter Atem, unförmige Ausbuchtungen in der mittleren Körperregion (Wiener Figur : Stau am Gürtel), Ringe unter den Augen, zuerst einer, dann zwei, dann Tränensäcke.
Der dritte Ring unter den Augen ist dann eine Kerbe in der aufgeschwemmten Gesichtshaut am Backenknochen, kleine rote Äderchen breiten sich aus
(Teleangiektasien – haben nichts mit Asien allgemein zu tun), ein typischer Hinweis darauf, dass kein Platz mehr ist für weitere Exzesse.
In Gesichtern, die vom Alkohol gezeichnet sind, unabhängig davon, ob sie mager oder aufgedunsen wirken, sieht man die Augenlider hängen, darunter getrübte Augäpfel in einer gelben, rotgeäderten Masse, man sieht Falten in fahler amorpher Umgebung: das ist die Kartographie des großen Schuhmann (Lexikon der Cocktails) von Amaretto bis Zwetschgenlikör - Furchen als Bachbette für das Rinnsal des Selbstmitleids.
Saufen ist eben nur eine Beschäftigung für wirklich harte Leute, wenn´s einer nicht vertragt, dann soll er´s bleiben lassen.
Niemand verträgt übermäßigen Alkoholkonsum, ein Irrtum, wenn man glaubt, amn sei der Ainzgie der unbeschdet daraus hervorgeeeee ....
Erkannt wird, nüchtern betrachtet, dass das Reizvolle an einer Rauschsituation nicht nur die Ausschüttung von Endorphinen und das damit verbundene
Glücksgefühl, nicht nur die plötzlich gewachsene Courage, nicht nur ein Empfinden der Leichtigkeit ist, der Alkohol wird vornehmlich als Mittel zum Abschalten,
Vergessen zur Auflösung von Zwängen verwendet. Delete File = Löschen der Datei.
Niemals werde ich den Prinzen Alfi zu Windischgrätz vergessen, der nach ca. 6-7 Stunden Autofahrt nach arbeitsreicher Woche in Kitzbühel bei den Seinen einlangte und seiner Freude darüber, dass er nunmehr in einer Urlaubssituation angelangt sei mit den den Worten Aussdruck verlieh : "Jetzt sauf I mi an bis I nimma waß, wia I haß!" Der "Prinzen-Schmäh" war immer schon gewaltig und barg viel Wahrheit in sich.
Wenn nun jemand die heilende Wirkung des Alkohols herausfinden würde, in Maßen nicht in Massen genossen, wohlgemerkt, würde das die Menschen davon abhalten, ihn, den Alkohol zu mißbrauchen ?
Wenn man den Alkohol medizinisch betrachtet, mag er zur Desinfektion sehr wirksam sein.
Desgleichen viele andere Substanzen, die den menschlichen Organismus in andere Zustände bringen : wenn Dr.Aeskulap, der alte Schlängler, seine Beisserchen im Spiel hat, ist es eben Medizin, wenn´s der Hedonist im Übermaß hineinschüttet : eine Droge.
Süchtig werden nur Menschen, die keine Kontrolle darüber haben.
Ob man Kontrolle ausübt bzw. ausgeübt hat oder nicht, merkt man leider immer erst rückblickend - der Rückblick ist in jedem Falle zu spät, um noch etwas an der Situation zu ändern, daher haftet Süchtigen auch ein Hauch der Ausweglosigkeit an, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.
Eines kann mit Sicherheit und Überzeugung gesagt werden:
Alkohol ist schädlich - für Psyche und grobstoffliche Angelegenheiten.
Alkohol ist eine Substanz, die man in den meisten Ländern der Welt legal, ohne Rezept, erwerben kann.
Die Geschichte lehrt uns, dass Verbote nichts, respektive das Gegenteil erwirken. Den Erwerb zu erschweren und dadurch den Missbrauch einzudämmen ist sicher eine gute Idee, denn es trennt den "Spreu vom Weizen", viele werden die Schwelle des Verbotes nicht übertreten, finden es vielleicht zu mühsam, ohne sich selbstständig mit dem Sinn des "Gebrauches" oder "Missbrauchs" auseinandersetzten zu müssen, auf der einen Seite wird es interessanter, weil zusätzlich der Reiz der Gefahr hinzukommt, und daher sollte man, wie bei allen Verboten, darüber nachdenken, wohin Einschränkungen führen können :
• Ehrliches Aufbegehren wegen Beschränkung der freien Entscheidung
• Missmut, weil : "die da glauben ich kann das nicht selbst entscheiden"
• Ja, das ist richtig, trotzdem will ich das jetzt haben
• Wos woin de Trottln von mia, mi leckts im Oasch ...
Die Gurtenpflicht wurde eingeführt und pflichtbewusst meldete sich wiedereinmal der Widerwille gegen etwas wie „habeas corpus“.
Es gibt ein Gesetz, welches das Eigentum am eigenen Bild regelt, aber die Pflicht, sich anzugurten um bei einem Unfall nicht durch die Windschutzscheibe durchzustarten und mit dem anschließenden Krankenhausaufenthalt der Sozialwirtschaft zu schaden zeigt uns, dass der Mensch als Bild, Person, Mitgliedsnummer, Steuerzahler, Wähler und gesunder Arbeiter in seinem sozialen Umfeld sehr willkommen ist.
Was aber, wenn er sagt : „ Ich möchte frei über mich und meine Gesundheit entscheiden können ?“
Viel zu viel ist schon passiert, als dass man dieser Frage mit ungestümer Freigabe antworten könnte, allen voran die Kinder fragen immer wieder : „Warum können immer die Eltern bestimmen, was gut für mich ist ?“
Erwachsene sind eben älter und haben mehr Routine, vielleicht auch mehr Wissen, daher antworten sie : "Weil ich mehr weiß als Du, ich weiß, was für Dich gut ist, daher, bitte, mach das so." oder "Du bist a klaner Trottl, moch, was da Vota sogt, sonst kriagst a Watschn" - Demokratie, geteilt – ein zweischneidiges Schwert, wie alles, wir sind wieder bei der Dualität angelangt, jedoch :
Ist nun die Führerschaft in einer Demokratie in der Lage, uns zu sagen, was zu tun sei ?
Der gute Winston soll, obwohl, (oder gerade weil) unter Einfluss des klaren reinen Gin betont : "Demokratie ist die schlechteste Staatsform, die ich kenne, aber ich kenne keine bessere ..." oder verbissen gemurmelt haben, Winston war mit Sicherheit verbissen, kein Fit-and-Fun Leser, ein absoluter No-Sport Verfechter, daher auch kein Einwohner des "Planet Reebok" und am Entlastungsgerinne genauso wenig anzutreffen wie bei Saufgelagen von Sportvereinen.
Führerschaft sei abzulehnen, wenn sie auf den absoluten Gehorsam hinausläuft, die Freiheit des Gedankens sei voranzustellen. Winston hatte Adolf vor Augen, daher kam ihm das Grausen vor den Auswirkungen diktatorischer Maßnahmen, obwohl seine Persönlichkeit sicher Raum für solche gelassen hätte.
Heute sind wir weiter in der westlichen Welt, wir können uns frei bewegen, bekommen natürlich Strafen, wenn wir uns so bewegen, dass sich unsere Fäuste auf einmal in Gesichtern anderer Menschen befinden und dort Schaden anrichten, überhaupt können wir uns frei bewegen, wenn wir keinen Schaden anrichten, zB, an uns selbst - ha !
Da haben wir die Statistik, die Kosten, die der "Welfare-State" mit Idioten hat, die sich im Vollrausch den Schädel anhauen und dann im AKH verarztet werden müssen, nicht zu vergessen die alkoholisierten Geisterfahrer, die den Unfall überleben, während eine Familie mit drei Kindern draufgeht.
Ist nicht alles, was man tut, erlebt, und in Erinnerung behält davon geprägt, dass es entweder gut tut oder schmerzt ?
Zwei Extreme, Gut und Böse, Ge- oder Missbrauch.
Führerschaft : Lehrer, Mentor - Diktator
Freiheit: ich kann Dich leiten - ich werde dir sagen, was du tust
Alkohol: Schwips - Droge
Nestroy sagte : " Das Leben ist lebensgefährlich, weil da ist noch nie jemand lebend herausgekommen."