Ein Wiener Gedicht
Wenn man die Liebe nicht mehr spürt,
wenn man die Lust am Leb´n verliert,
wird man lethargisch, wird man fad,
man sauft a bisserl und wird blad.
Wenn man die Liebe nicht mehr spürt,
wenn einen gar nix mehr berührt,
vergißt man, wie das Tanzen geht,
vergißt, worum die Welt sich dreht,
Wenn man die Liebe nicht mehr spürt,
ist man zufrieden, etabliert,
und kaum noch wirklich regt man sich,
zu Haus ins Betterl legt man sich...
Wenn man die Liebe nicht mehr spürt,
ist man genügsam, saturiert,
voll von ermüdendem Ballast,
erkennt man, daß der Traum verblaßt.
Und dann, dann kommt der Schmerz
die Sehnsucht klammert sich ans Herz
wie ein Chirurg schneid´ sie dich auf
und dein Verstand kommt endlich drauf :
Du mußt die Liebe wieder spür´n
dein Kopf darf nicht dein Herz verwirr´n
Du mußt ins Leb´n, den Wald anschaun,
die Viecher streicheln und die Frau´n.
Du mußt die Liebe in dir spür´n
laß Feuer brennen, Gläser klirr´n
umarm die Welt, vergiß das Geld,
es gibt nichts, was dir dazu fehlt,
daß du die Liebe in dir spürst,
und endlich ganz du selber wirst,
dann ist auf einmal alles wurscht
der Lebenshunger und der Durscht
tragen dich fort ...
lassen dich dort ...
Ich wollt doch nur die Liebe spür´n
singt´s dumpf, verschämt, im kranken Hirn
am nächsten Tag, im Alltag eb´n
da muß man leider wieder leb´n ..
Man will die Liebe wieder spür´n
mit leichtem Schmerz hinter der Stirn,
vom Rausch der Nacht ernüchtert, still,
da überlegt man, wie man´s will:
Die Liebe spür´n, ja das wär schön,
doch wie weit muß man dafür geh´n ?
Heißt das denn wirklich : Kraft und Mut ?
ist man nicht eh schon halbwegs gut ?
Nein, nur um Liebe zu verspür´n ...
schau sie doch an, die armen Irr´n,
die lebenslang am Andern hängen,
verstrickt in den Beziehungszwängen,
"Liebe ist sehr schwer zu kriegen
bleib ich einfach nur hier liegen
kommt sie vielleicht auch vorbei
mir is alles einerlei ..."
Wenn man die Liebe nicht mehr spürt,
wenn man die Lust am Leb´n verliert,
wird man lethargisch, wird man fad,
man sauft a bisserl und wird blad ..