Drei Wege des Selbstmordes
I (alkoholisch)
Täglich rauscht das Stimmenmeer
qualmt aus aufgesperrten Mäulern,
von Zeit zu Zeit, dann immer öfter,
verdeckt ein Glas das Spielgeschehn,
und was man wahrnimmt, wird erträglich.
Ja leiser wird es, langsam leiser
und stumpf und dumpf Verwaschenes
verschwimmt und nimmt den Funken mit.
Täglich rauscht das Stimmgewirr, und dringt in alle Poren
die größte Sorge ist dann wohl,
im Dreck die Stücke aufzusammeln,
denn jeden Tag geht mehr verloren.
Verlernt, das Lachen ...
Vergessen ?
Ich hab mich selbst doch nicht vergessen !
Und wer ich bin ?
Na wart einmal ...
II (theatralisch)
Das Dunkel dieser Nacht umfängt mich, Kälte starrt mich an,
ich will hinausgeh´n und erfrieren, wenn ich nichts mehr geben kann,
das wärmt und schlaflos sich in Träumen wälzt.
Kleinlichkeiten heben Töne in ein Spektrum kalter Farben,
grausam wird mir klar : das Schöne existiert nicht mehr.
Das Dunkel schließt mich ein,
doch ich bin friedlich, obwohl ich kämpfen sollte,
nur meine Faust erhebt sich niedlich, wie die des Kindes,
das im Zorn ins Kissen schlägt.
Das Dunkel hat mich jetzt umschlossen,
weich erstickt es meinen Atem, lebend liege ich begraben
in meiner friedlichen Vernunft
und kann zu andern nicht mehr kommen,
hab mich zu weit im Schnee verstiegen
und kann nur mehr im Tode siegen...
III (lethargisch)
Fett und faul und selbstzufrieden
liegt der Korpus auf dem Bette
räkelt sich dem Traum entgegen.
Der Geist entflüchtet, schreibt Sonette
für die Liebste und verstrickt sich
allenthalben in Bedeutung
dieses oder jenes Wortes ...
Korpus liest derweil die Zeitung,
hat mit Geist nichts mehr zu tun,
and´re Sphären scheinen jenen
längst verschluckt zu haben,
( Gähnen, Ruh´n )
Wirklich irrt der Geist nun suchend
überall umher und findet,
was dem Korpus stets versagt schien :
Anerkennung, Liebe bindet
Geist an seinen Aufenthalt,
dort wo er am meisten Zuspruch
aufdeckt in der Geistgestalt
einer andern Wesenheit.
Schließlich sind sie einverleibt,
Geist ist glücklich und er bleibt ...
Reglos liegt der Korpus da,
ohne Geist ist er verloren,
klinisch tot, ist nichts zu machen,
dröhnt es kalt in seinen Ohren ...
Epilog (logisch)
Nahezu beging ich Selbstmord, tötete mich selber ab,
denn Verzweiflung, Todessehnsucht, führen in ein frühes Grab.
Selbstmord ist ein feiges Flüchten und Negieren eines Ziels,
Selbstmörder sind die Verderber Ihres eig´nen Lebensspiels